MFF Germany

#14 Ergebnisse und Reflexionen zu unserer Umfrage “Museen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz”

Liebe Leser:innen,
vielleicht gehören Sie zu den zahlreichen Teilnehmer:innen unserer Umfrage "Museen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz”, die wir im März veröffentlicht haben. Nun sind die Antworten ausgewertet und nachdem wir in den letzten Wochen bereits aus dem Nähkästchen geplaudert haben (https://twitter.com/M4Fger), folgt hier nun die Zusammenfassung in unserer Klimakolumne. Es sollen nicht nur die nackten Zahlen vorgestellt werden, sondern wir nutzen auch die Gelegenheit, um zu reflektieren: Welche Hinweise geben uns diese Ergebnisse zum Status Quo in der deutschen Museumslandschaft in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz? Was nehmen wir daraus für unsere Arbeit bei Museums For Future mit? Wo sind Museen schon in der Umsetzung und wo gibt es noch konkreten Unterstützungsbedarf?


Über Interessen und Prioritäten
Abb. 2: Ergebnisse zu Frage 1, 4 und 5 der Umfrage (von links nach rechts)

Eine große Mehrheit der Befragten (93%) gaben an, dass ihnen die Aufgabenfelder Nachhaltigkeit und/ oder Klimaschutz persönlich sehr wichtig (61%) bzw. wichtig (32%) sind. Lediglich 4% der Befragten kreuzten an, dass ihnen die Aufgabenfelder gar nicht wichtig wären (vgl. Abb. 2, links, Frage 1). Auch wenn sich kein präziser Vergleich mit einer Befragung von More in Common (2021) ziehen lässt, wollen wir die Studie gerne zur Einordnung und Reflexion unserer Ergebnisse erwähnen. Die besagte Befragung ergab, dass sich durchschnittlich 80% der Menschen in Deutschland über den Klimawandel und dessen Folgen Sorgen machen.[1] Damit scheinen die Teilnehmer:innen unserer Umfrage über dem deutschen Durchschnitt zu liegen. Das Interesse der eigenen Institution an diesen Themen haben die Befragten insgesamt jedoch niedriger eingeordnet als das persönliche Interesse: 31% der Institutionen haben sehr großes, 27% großes, 27% moderates, 12% niedriges und 4% sogar kein Interesse (vgl. Abb. 2, Mitte, Frage 4). Um dieser Diskrepanz zwischen persönlichem Interesse und institutionellem Interesse entgegenzuwirken, wünschen sich 82% der Befragten eine sehr hohe bzw. hohe Priorität der Aufgabenfelder Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Museumsarbeit (vgl. Abb. 2, rechts, Frage 5).

Was passiert bereits in deutschen Museen?
Abb. 3: Ergebnisse zu Frage 2
Abb. 4: Ergebnisse zu Frage 3
Vom Interesse geht es ans Eingemachte: Wie sieht es mit der bisherigen Umsetzung in deutschen Institutionen aus? Zur Frage, ob sich die Teilnehmer:innen in ihrer Institution bereits mit den Aufgabenfeldern auseinandergesetzt haben, wurden unterschiedliche Ebenen der Beschäftigung damit angegeben (vgl. Abb.3). Ein Drittel (32 Nennungen) gab an, sich bereits strukturell innerhalb der Institution mit den Aufgabenfeldern zu beschäftigen. 53 Personen gaben an, vereinzelt Maßnahmen ergriffen oder Projekte umgesetzt zu haben. Etwas weniger als ein Drittel (n=26) der Befragten teilten mit, sich noch nicht damit auseinandergesetzt zu haben. Darunter waren 16 Personen, die in der Zukunft planen, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Darüber hinaus nutzte ein Großteil der Befragten die Gelegenheit, weitere Details zu dieser Frage zu benennen. Unter den 69 Angaben wurde eine Vielzahl von Maßnahmen festgehalten, darunter u. a. folgende:

Rahmenbedingungen und Personal:
  • Bestimmung des CO2-Fußabdrucks/ Klimabilanz/ Treibhausgas-Bilanz, Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie, Einstellung bzw. Ernennung von Nachhaltigkeitsbeauftragten, Gründung von Arbeitsgruppen zur Nachhaltigkeit, Weiter- und Fortbildungen der Belegschaft, Durchführung interner Umfragen aller Mitarbeiter:innen
  • Mobilität: Jobticket, Dienstfahrrad, Car-Sharing, Reduktion von Dienstreisen
  • Forschung und Wissensvermittlung: Organisation und Besuch von Tagungen zum Thema
  • Sonstiges: Nachhaltige Produkte im Museumsshop, Bezug von Bio Lebensmitteln

Bereich Vermittlung, Gemeinwohl, Naturschutz:
  • BNE-Zertifizierung, Kooperationen mit Umweltschutzorganisationen, Umsetzung inklusiver Bildungsangebote, Förderung von Biodiversität auf musealen Grünflächen, regelmäßige Publikumsbefragung zum Thema Klima


Bereich Sammlung und Ausstellungen:
  • Ausstellungen zum Thema, Ausleihe von Vitrinen, lange Laufzeiten von Ausstellungen, reduzierte oder keine Fernleihe von Objekten, Einführung von Ausschreibungskriterien zu “ökologischer Nachhaltigkeit”, möglichst Wiederverwendung von Materialien

Bereich Energie, Wärme und Gebäude:
  • 100% Ökostrombezug, EMAS-Zertifizierung angestrebt, klimaneutraler Depotbau, energetische Sanierung von Bestandsgebäuden, Energieaudits, Klimaanlage erneuert, Begrenzung von Heizleistung im Winter, Verzicht auf Vollklimatisierung, Müllvermeidung oder -trennung, Wiederverwendung von Baumaterialien


Aus vielen Tätigkeitsbereichen in Museen kennen wir das: Ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der strategischen Umsetzung von Maßnahmen sind die Zuständigkeiten des Personals. In der Umfrage (vgl. Abb. 4) ließ sich feststellen, dass lediglich zwei Personen angaben, dass ihre Institution über eine eigene Abteilung zum Aufgabenfeld Nachhaltigkeit und Klimaschutz verfügt. 12 Teilnehmer:innen teilten mit, dass es eine zuständige Person zum Thema in der jeweiligen Institution gibt. 29 Personen gaben an, dass es einzelne Mitarbeiter:innen gibt, die sich z. B. im Rahmen von Arbeitsgruppen damit beschäftigen. Nahezu die Hälfte der Befragten (n=39) gab an, dass die Zuweisung der Zuständigkeit in Planung sei. Unter den zusätzlichen Ausführungen haben auch einige unserer Ehrenamtlichen bei MFF Germany eigene Erfahrungen widergespiegelt gesehen - und wir vermuten, einige von Ihnen kennen ähnliche Situationen.

Deswegen hier exemplarische Auszüge aus den Kommentaren:
  • "Bei uns nicht möglich, da zu wenige Stellen.”
  • “[Wir] unterstehen einem kommunalen Träger, der eine Ansprechperson in dem Bereich hat, uns aber oft nicht direkt auf dem Schirm hat.”
  • “Bisher wird das Aufgabenfeld eher von Überzeugungstäterinnen behandelt/eingebracht.”
  • “In der Stadtverwaltung gibt es einen Klimaschutzmanager.”
  • “Es ist jemand (von Außen) damit beauftragt worden, aber es handelt sich nicht um eine verstetigte Person.”

Doch es waren auch Aussagen zu finden, die uns hoffnungsvoll stimmen, wie: “Das ist integraler Bestandteil aller Unternehmensteile.”

Aus diesen beiden Fragen nehmen wir mit, dass es derzeit ein ziemlich gemischtes Bild zu Strategien, umgesetzten und geplanten Maßnahmen sowie personellen Zuständigkeiten unter den Teilnehmer:innen bzw. teilnehmenden Institutionen gibt. Dabei können 98 Teilnehmer:innen natürlich nur einen Teil der Museumslandschaft in Deutschland abbilden. Wir vermuten jedoch, dass sich bisher nur ein geringer Teil der Museen wirklich strukturell mit den Aufgabenfeldern beschäftigt hat.
Umso wichtiger erscheint uns diesbezüglich die Initiative des Deutschen Museumsbundes in der Arbeitsgruppe “Klimaschutz und Nachhaltigkeit”, die derzeit einen umfassenden Maßnahmenkatalog bzw. Leitfaden für deutsche Museen zusammenstellt und in den nächsten Monaten veröffentlichen wird.[2] Ein Zertifizierungsmodell soll diesem voraussichtlich folgen. Auch wir von Museums For Future tragen zur Arbeitsgruppe bei und freuen uns über viel Engagement, anregende Diskussionen, viel Expertise und das gemeinsame Ziel, die deutsche Museumswelt für diese wichtige Aufgabe fit zu machen. Strukturell muss und wird also in den nächsten Jahren noch einiges passieren. Viele sind bereits auf einem guten Weg, andere stehen noch ganz am Anfang.
Nun sollten wir aktiv daran arbeiten, dass alle mitmachen, wertvolle Zeit nicht vertan, Fehler nicht wiederholt werden und wir gemeinsam unserer gesellschaftlichen Verantwortung erfolgreich nachkommen können.

Welche Hindernisse sehen Befragte in den Institutionen?
Abb. 5: Ergebnisse zu Frage 6
Abb. 6: Ergebnisse zu Frage 7


Von bereits umgesetzten Maßnahmen haben wir schon erfahren, und dabei auch gesehen, dass wir uns keineswegs schon zurücklehnen können. Veränderung bedeutet, Hindernisse zu überwinden. Dazu wollten wir in der Umfrage auch wissen, welche Hindernisse Museumsmitarbeiter:innen in ihren Institutionen sehen (vgl. Abb. 5). Von 365 Nennungen (Mehrfachauswahl möglich) wurde von lediglich 8 Personen angegeben, dass es keine Hindernisse gibt.
Die meistgenannten Hindernisse sind laut Umfrage: (fehlende) zeitliche Kapazitäten (n=67), (fehlende) finanzielle Ressourcen (n=63), fehlende strukturelle Verankerung (z. B. im Leitbild, in Arbeitsprozessen) (n=59) und fehlendes Wissen über Umsetzungsmöglichkeiten (n=51). Für jeweils ein Drittel der Personen bestehen Hemmnisse aufgrund eines fehlenden Bewusstseins bei Entscheidungsträger:innen (n=33), fehlender Verantwortlichkeit einzelner Mitarbeiter:innen (n=33) und/oder aufgrund fehlender kulturpolitischer Unterstützung (n=30). „Verunsicherung“ spielt mit 9 Nennungen eine untergeordnete Rolle. Unter „Sonstiges“ werden neben fehlenden Ressourcen (darunter auch mangelnde Kenntnisse über Fördermöglichkeiten) weitere formale Hindernisse genannt, etwa Denkmalschutz oder die mangelnde Umsetzbarkeit von baulichen Maßnahmen. Aber auch weiche Faktoren spielen eine Rolle: Sei es ein fehlendes Bewusstsein bei Mitarbeiter:innen, oder auch, dass Erfolge im Klimaschutz nicht deutlich genug sichtbar gemacht werden und die Motivation aufgrund von negativen Vorerfahrungen fehlt.
So weit, so gut… beziehungsweise schlecht. Welche der Hindernisse gilt es denn nun am dringlichsten zu überwinden? Diese Frage steht offensichtlich in enger Verbindung zur vorhergehenden Frage nach der Benennung der größten Hindernisse (vgl. Abb. 7). Entsprechend ähnlich fielen die Antworten aus: Maßnahmen im Hinblick auf mehr zeitliche (n=66) und finanzielle Ressourcen (n=64) und mehr strukturelle Verankerung (z. B. im Leitbild, in Arbeitsprozessen) (n=52) waren die am häufigsten genannten. Als Maßnahme gegen die Hindernisse nennen die Befragten allerdings hier „mehr Wissen über Umsetzungsmöglichkeiten“ an erster Stelle (n=67). Jeweils über ein Drittel der Teilnehmer:innen sehen Lösungen vordringlich durch mehr Bewusstsein bei Entscheidungsträger:innen (n=39), mehr kulturpolitische Unterstützung (n=38) und/oder mehr Verantwortlichkeit einzelner Mitarbeiter:innen (n=36). „Mut zur Initiative“ wäre für 30 Befragte hilfreich. Auch hier nahmen einige Befragte die Möglichkeit wahr, ihre Antworten weiter zu erläutern. Dabei war auffällig, dass besonders häufig Aspekte genannt wurden, die u. a. zu den Aufgaben einer Museumsleitung gehören, beispielsweise:

  • “Der Führungsstil hält mitunter Mitarbeiter:innen davon ab, ihre Meinung oder Ideen zur Museumsleitung zu tragen.”
  • “Es gibt nicht einmal ein Leitbild und vieles andere auch nicht.”
  • “Das Thema Nachhaltigkeit müsste ‘von oben’ an die Leitung des Hauses herangetragen werden.”

Sei es auf Leitungsebene oder unter Beschäftigten: Es muss sich auch im Bewusstsein noch einiges tun, wie es anklingt, so etwa bei dieser Rückmeldung: „Es ist vor allem eine Bewusstseins- und Sensibilisierungsfrage; Änderung der Blickrichtung, Berücksichtigung weiterer Themen/ Verantwortung in diesem Bereich“.
Was nehmen wir von Museums For Future aus diesen sehr aufschlussreichen Rückmeldungen mit? Für die Befragten haben Nachhaltigkeit und Klimaschutz einen hohen Stellenwert. Dabei sehen sie Hindernisse auf dem Weg zur Umsetzung innerhalb der Institutionen. Diese beruhen zwar zu einem großen Teil auf mangelhaften Ressourcen wie Zeit, Geld und/oder Personal, sind aber auch durch Hindernisse auf struktureller und informeller Ebene begründet.
Gerade bei Informationen über Umsetzungsmöglichkeiten sehen viele Befragte Nachholbedarf. Wie bereits erwähnt, lassen sich hier die Initiative des Deutschen Museumsbundes [siehe 2], aber auch konkrete Weiterbildungen und Ressourcen vom Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit [3], der Kulturstiftung des Bundes [4] und des Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. [5] nennen. Schauen Sie unbedingt in diese hilfreichen Netzwerke und Ressourcen hinein. Wir von Museums For Future sind fest davon überzeugt: Es gibt bereits viele Ressourcen und Angebote - wir müssen nicht alle von vorne anfangen. Bei der Verbreitung der Ressourcen helfen wir gerne, sowie bei der Bewusstseinsbildung von Entscheidungsträger:innen, Museumsleiter:innen und Mitarbeiter:innen.

Wo ordnen die Befragten Museums For Future (MFF) Germany ein und welche Erwartungen haben Sie an uns?

Abb. 7: Ergebnisse zu Frage 9

Aus den bereits dargelegten Rückmeldungen konnten wir nicht nur für unsere Arbeit, sondern hoffentlich auch für andere Akteure in der Museumswelt hilfreiche Erkenntnisse skizzieren. Besonders spannend war für uns zu sehen, dass knapp die Hälfte der Teilnehmer:innen (47%) angaben, vor der Teilnahme an der Befragung noch nichts von Museums For Future Germany gehört zu haben. 39% haben schon mal von Museums For Future gehört, 7% kennen Museums For Future gut, 5% haben sogar bereits Kontakt aufgenommen (vgl. Abb. 7). Dank der Unterstützung des DMB, ICOM Deutschland, sowie des VdR (Verband der Restauratoren) und anderer Institutionen, Verbände und Netzwerke konnten wir viele interessierte Kolleg:innen auf die Umfrage und uns aufmerksam machen. Daraus nehmen wir auch mit, dass wir einerseits viele Menschen außerhalb unseres eigenen Netzwerks bzw. der “üblichen Verdächtigen” erreichen konnten, andererseits, dass wir als junge Initiative noch viel Potenzial haben, Museen zu bewegen.
Bei der Frage danach, was die Befragten von einer Initiative wie MFF erwarten, haben wir mit 56 Rückmeldungen eine lange Liste an unterschiedlichsten Erwartungen generieren können. 27 Personen wünschen sich, dass sich MFF Aufgaben, die sich unter dem Begriff Verbandstätigkeit zusammenfassen lassen (d. h. als Netzwerk, Multiplikator, Öffentlichkeitsarbeit etc.), annehmen sollte. Mehr praktische Hilfestellungen wie Handlungsempfehlungen, Impulse oder Beratung erwarten 24 Antwortende. Zwei Personen wünschen sich von Museums For Future das Einwirken auf die Museumsleitung. Vier Teilnehmer:innen haben angegeben, keine Erwartungen zu haben und von sechs Personen werden sonstige Aspekte genannt.
Wir schließen daraus, dass es unterschiedlichste Bedarfe gibt, auf die wir reagieren können. Natürlich ist es für einen Zusammenschluss an Ehrenamtlichen weder möglich, die gesamte Bandbreite an Erwartungen abzudecken, noch sehen wir die Notwendigkeit, sie selbst abzudecken, wo bereits finanzierte Strukturen existieren. Wir sehen aber ganz klar den Auftrag, auf bestehende Initiativen und Ressourcen aufmerksam zu machen, die Museen an ihre Verantwortung zum Handeln hinsichtlich der “Gesellschaftsaufgabe Klimakrise” zu erinnern und eine Brücke zu gesellschaftlichen und politischen Akteur:innen zu schlagen, um wissenschaftlichen Forderungen, allen voran die Einhaltung des 1,5°C-Pfads zum Erhalt stabiler Lebensbedingungen auf diesem Planeten, Gehör zu verschaffen.

Abb. 8: Ergebnisse zu Frage 11

In diesem Zusammenhang fanden wir v. a. die Frage interessant, ob Teilnehmer:innen unserer Umfrage meinen, dass Museen lokale Initiativen, die Klimaschutzmaßnahmen und/ oder Klimagerechtigkeit fordern, unterstützen sollten oder nicht (z.B. Bürger:innenentscheide, Protestbewegungen). Ein Großteil der Befragten bejahte diese Frage - 29 von ihnen finden, Museen sollten Initiativen aktiv unterstützen, 46 Personen finden, Museen sollten Initiativen unterstützen, falls es ihrem Leitbild o.Ä. nicht widerspricht. 12 Personen gaben an, sich unsicher darüber zu sein, und lediglich 2 Personen sagten, dass Initiativen von Institutionen grundsätzlich nicht unterstützt werden sollten (vgl. Abb. 8). Unter den Erläuterungen ließen sich Aussagen wie diese finden:

  • “Jedes öffentliche Handeln ist politisch. Jede museale Aktivität ist politisch. Entsprechend müssen Leitbilder vor den Hintergründen der globalen SDGs angepasst und die museale Tätigkeit stückweit darauf ausgerichtet werden.”
  • “Wenn die Unterstützung von Klimaschutz und Klimagerechtigkeit dem Leitbild widersprechen sollte, dann muss asap das Leitbild geändert werden!”
  • “Museen sollten unabhängig bleiben, daher bin ich mir unsicher, in welchem Rahmen sie unterstützen könnten.”
  • “Ist dies vereinbar mit den Zielen? Muss Museum nicht neutral bleiben?”
  • “Museen sind nicht neutral und müssen sich in der heutigen Zeit positionieren.”
  • “Unser Museum unterstützt aktiv FFF und S4F.”

Auch wenn wir sehen, dass ein Großteil der Befragten sich eine engere Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Initiativen wünschen, realisieren wir in unserer Arbeit bei MFF, dass es bei einigen Museumsmitarbeiter:innen noch einige Fragezeichen und Ungeklärtheiten gibt, v. a. um die Frage der Neutralität und politischen Positionierung.
Wie wir schon in Klimakolumne 4 und 6 erläutert haben, wissen wir auch, dass es darauf keine einfache Antworten gibt, oder zumindest noch viel Gesprächsbedarf besteht. Wir von MFF sind uns aber sicher: Beim Klimaschutz gibt es keine neutrale Position und keinen objektiven Beobachterstatus. Der menschengemachte Klimawandel gefährdet unsere Lebensgrundlage, Sicherheit und Stabilität. Wir fordern daher ein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse akzeptiert und in notwendige und angemessene Handlungen umgesetzt werden. Diese Umsetzung, die bereits politisch und in Deutschland sogar gesetzlich beschlossen ist, muss nun endlich auch in die Realität umgesetzt werden.

Selbstverständlich wollten wir auch wissen, wie wir Museumsmitarbeiter:innen bei dieser wichtigen Aufgabe noch besser unterstützen können. 72 Personen gaben an, sich Weiterbildungen, Seminare oder Workshops zu wünschen, 56 Personen wären an einem Austausch im Rahmen von Impuls- und Fachvorträgen interessiert und 25 Personen hätten Interesse an einem regelmäßigen Austausch mit MFF in Form eines informellen Stammtisches. Letzteres ist tatsächlich schon seit einer Weile in Planung und wird im Oktober mit “Grünzeug zu Mittag” starten. Weitere Vorschläge der Teilnehmer:innen waren u. a.: Informationen zu Fördermöglichkeiten, gemeinsame Aktionen, Austausch mit Aktivist:innen, Vernetzung, Better-Practice Beispiele und konkrete Hilfestellungen für kleine Institutionen. Ein bunter Blumenstrauß von Möglichkeiten und Erwartungen also. Wir hoffen, dass diese Rückmeldungen auch anderen Initiativen helfen, ihre Angebote entsprechend auszurichten und weiterzuentwickeln.
Zu guter Letzt ein kleiner Überblick über die Hintergründe der Teilnehmer:innen und ihre Institutionen, der zeigt, dass wir eine Bandbreite von unterschiedlichen Kolleg:innen und unterschiedlichen Institutionen in ganz Deutschland erreicht haben. Zu der Frage, in welcher Art von Museum die Befragten tätig sind, konnten wir über 20 verschiedene Kategorien zusammenfassen – vom Naturkunde-, Stadt-, Kunstmuseum bis hin zum Technik- und Landwirtschaftsmuseum. So unterschiedlich die Spezialisierungen der Museen waren, so verschieden schienen auch die Trägerschaften der Institutionen – gefördert von Bund, Land oder Kommune, aber auch private, industrielle oder kirchliche Träger sowie Stiftungen und Vereine waren darunter zu finden. Geografisch ließ sich feststellen, dass sich Kolleg:innen aus ganz Deutschland beteiligt haben – von ländlichen Gemeinden bis zu Großstädten, wie München, Köln und Berlin. Besonders haben wir uns gefreut, so viele unterschiedliche Tätigkeitsbereiche bei den Teilnehmer:innen zu sehen. Kolleg:innen aus der Restaurierung, Direktion und Bildung und Vermittlung waren am stärksten vertreten, aber es waren auch verschiedenste weitere Aufgabenfelder von Forschenden, Kurator:innen, Registrar:innen, Techniker:innen, Verwaltungsangestellt:innen bis hin zu Aufsichten vertreten.

Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen Teilnehmer:innen für ihre Zeit und Unterstützung! Wir haben viel aus den Umfrageergebnissen mitnehmen können undhoffen, die Zusammenfassung der Ergebnisse hat Sie und andere Akteur:innen motiviert, den derzeitigen Stand, sowie Probleme und Bedarfe im Aufgabenfeld Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der deutschen Museenlandschaft besser verstehen und gezielter darauf reagieren zu wollen.

Sie sind neugierig geworden oder haben Fragen an uns? Bei Anmerkungen oder zum Austausch wenden Sie sich gerne an germany@museumsforfuture.org

Quellen:
[1] https://www.moreincommon.de/klimazusammenhalt/ vom 3.8.2022.
[2] https://www.museumsbund.de/klimaschutz/ vom 3.8.2022.
[3] ​​https://aktionsnetzwerk-nachhaltigkeit.de/transformationsmanagement-kultur/ vom 10.8.2022.
[4] https://www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/klima_und_nachhaltigkeit.html vom 10.8.2022.
[5] https://kupoge.de/klimagerechte-kulturpolitik/ vom 10.8.2022.
Klimakolumne