MFF Germany

Verband der Restauratoren unterstützt Museums For Future Germany

Verband der Restauratoren unterstützt Museums For Future Germany
Im Gespräch mit Julia Brandt, M.A. (Präsidiumsmitglied VdR)

Herzlich Willkommen bei Museums For Future Germany! Der Verband der Restauratoren ist seit Oktober 2022 ein offizieller Unterstützer von Museum For Future Germany. Wir haben Restauratorin und Präsidiumsmitglied Julia Brandt zum Gespräch eingeladen und freuen uns mehr über den Verband der Restauratoren und die Beweggründe, sich MFF anzuschließen zu erfahren. Gemeinsam schauen wir auf Vergangenes und blicken gespannt auf Pläne, die nicht nur Zukunftsmusik bleiben sollen.

Einstieg: Kurz und Knackig
Wir wärmen uns zum Einstieg auf, denn aufgewärmte Interviewpartner:innen sind uns lieber als zu stark aufgewärmte Planeten. Da sind wir uns einig!
Und so geht’s: Wählen Sie spontan einen der beiden angegebenen Begriffe als Antwort aus. Hier gibt es keine richtigen und falschen Antworten. Los geht es!

Was verbinden Sie als Restauratorin mit dem Wort Klima? 
“Genau unser Ding”


In Deutschland gibt es viele faszinierende Denkmäler. Welches außergewöhnliche Denkmal haben Sie im letzten Jahr besucht?
"Im Februar war ich beruflich in Schloss Erkersreuth. Ein kleines Barockschloss, das in den 70er Jahren von der Familie Rosenthal umgebaut und nach ihrem Geschmack gestaltet wurde. Nun soll es von einem Verein weiter genutzt werden. Ein gutes Beispiel dafür, wie anpassungsfähig historische Gebäude sind. Umnutzen statt Abreißen spart jede Menge Co2."

Der VdR hat seinen Sitz in Bonn. Bonn hat bereits am 4. Juli 2019 den Klimanotstand, wie mittlerweile viele Städte und Gemeinden in Deutschland, ausgerufen. Was sagen Sie spontan dazu? 
"Cool oder Hot"

Danke! Jetzt geht es an’s Eingemachte: Kultur und Klima
Frau Brandt, wir freuen uns Sie und den Verband der Restauratoren offiziell bei MFF dabei zu haben! Wir sind schon sehr gespannt auf das Gespräch, aber auch auf eine spannende gemeinsame Zusammenarbeit. Lassen Sie uns also gemeinsam (durch)starten.

Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit -  Was verbindet gerade Restaurator:innen mit diesen beiden Begriffen?
JB: Nachhaltigkeit liegt in der DNA unseres Berufes. Bei uns geht es immer darum, Objekte für kommende Generationen zu erhalten, statt sie zu ersetzen. Dabei reden wir eher von Zeitspannen wie 100 Jahren und mehr. Eigentlich würden wir die Dinge gern „für immer“ erhalten - dass wir die Arbeit heute für die Generationen von morgen tun, ist in unserem Beruf selbstverständlich. Eigentlich genau wie beim Klimaschutz. Klimagerechtigkeit ist für den Erhalt des kulturellen Erbes genauso wichtig wie die Arbeit an den Objekten. Denn ohne ein stabiles Weltklima können wir die Kulturgüter nicht dauerhaft retten, egal wie gut wir sie konservieren und restaurieren. Das ist allerdings ein Feld, auf dem wir uns noch mehr engagieren sollten als bisher.

Welche Schritte hat der VdR als Berufsverband konkret schon unternommen, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht? 
JB: Im Kleinen haben wir begonnen, auch bedingt durch die Pandemie, mehr Veranstaltungen online anzubieten, das spart natürlich Reisewege und Hotelübernachtungen. Wir stellen auch langsam auf CO2 neutrales Printmaterial um oder stellen die Inhalte gleich ganz digital zur Verfügung. Zusammen mit Museums For Future wollen wir jetzt verstärkt Vorträge und Podiumsdikussionen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz veranstalten und auch politisch den Druck erhöhen.

Der VdR beschäftigt sich stark mit dem Kulturgüterschutz und hat nach den Überschwemmungen im Ahrtal geholfen, Kolleg:innen zu mobilisieren und Kulturgüter zu retten. Wie haben Sie diese Zeit und die gemeinsame Solidarität unter Restaurator:innen erlebt?
JB: Es war echt überwältigend, wie viele Kolleg:innen spontan bereit waren zu helfen - ob vor Ort oder mit ihrem Wissen aus der Ferne. Viele haben angeboten, Objekte der Museen vor Ort zu restaurieren und haben Material und Ausrüstung für betroffene Kolleg:innen im Ahrtal gespendet. Es musste ja alles ganz schnell gehen. Wir haben auch gemerkt, dass es den Menschen vor Ort wichtig ist, ihre Umgebung und ihre persönlichen Dinge zu erhalten, auch wenn sie mit Denkmalschutz und Restaurierung bisher wenig Berührung hatten. Gerade zu Beginn haben wir gehört, dass auch viele persönliche Dinge wie Fotoalben weggeworfen wurden. Deshalb haben wir eine Handreichung veröffentlicht, wie man Gegenstände notversorgt. Für Restaurator:innen ist ja fast alles noch zu retten, das wurde von vielen dankbar aufgenommen. Uns ist durch die Katastrophe im Ahrtal zum einen einmal wieder klar geworden, dass wir uns auf diesem Gebiet stärker engagieren und vernetzen müssen, und dass wir zum anderen alles daran setzen sollten, dass wir in Zukunft nicht mit ähnlich schlimmen oder noch schlimmeren Katastrophen zurechtkommen müssen.

Haben Sie ein kleines (oder großes) nachhaltiges Erfolgserlebnis oder ein Projekt, von dem Sie uns und den Leser:innen gerne berichten würden?
JB: Letztes Jahr haben das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das KDWT in Bamberg und die TU München eine hohe Fördersumme bewilligt bekommen mit der wir ein nachhaltiges in situ Befeuchtungskonzept erarbeiten wollen. Kurz gesagt geht es darum wie wir Kulturgüter auch in trockenen heißen Sommern ohne aktive Klimatisierung erhalten können. Enge Klimakorridore, wie sie in den Museen teilweise noch üblich sind, verbrauchen viel Energie. Ein nachhaltiges Erfolgserlebnis wäre es, wenn Museen und Denkmalpflege hier voneinander lernen könnten, um Kulturguterhaltung endlich klimaneutral zu ermöglichen.

Restaurator:innen haben einen klaren Auftrag: “Kulturgut für kommende Generationen erhalten”. Das geht ohne Klimaschutz natürlich nicht langfristig. Was würden Sie sich wünschen, was durch diese Kooperation entsteht?
JB: Wir alle im Präsidium hoffen, dass wir dadurch die Themen Klimaschutz und Kulturgüterschutz noch besser verzahnen können. Gemeinsam haben wir dann hoffentlich die Möglichkeit von mehreren Seiten Druck aufzubauen und vielleicht auch politisch etwas zu bewirken. Wir Restaurator:innen hätten in jedem Fall viel beizutragen, wenn es um den Erhalt des Planeten für nachkommende Generationen geht.

Frau Brandt, herzlichen Dank für die spannenden Einblicke und den inspirierenden Austausch! Wir freuen uns schon jetzt auf die gemeinsame Zusammenarbeit von VdR und MFF.


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Copyright: Anneke Hormann
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