MFF Germany

Übersee-Museum Bremen – Ein Museum For Future

Übersee-Museum Bremen, 2023, Foto: Volker Beinhorn (c) Übersee-Museum.
Herzlich Willkommen bei Museums For Future Germany! Das Übersee-Museum Bremen ist seit November 2023 ein offizielles Museum For Future. Wir haben Direktorin Prof. Dr. Wiebke Ahrndt zum Gespräch geladen und freuen uns mehr über das Übersee-Museum in Bremen und die Beweggründe sich MFF anzuschließen zu erfahren. Gemeinsam schauen wir auf Vergangenes und blicken gespannt auf Pläne, die nicht nur Zukunftsmusik bleiben sollen.

Einstieg: Kurz und Knackig

Wir wärmen uns zum Einstieg auf, denn aufgewärmte Interviewpartner*innen sind uns lieber als zu stark aufgewärmte Planeten. Da sind wir uns einig!

Und so geht’s: Wählen Sie spontan einen der beiden angegeben Begriffe als Antwort aus. Hier gibt es keine richtigen und falschen Antworten. Los geht es!
Welches Wort trifft eher auf Ihr Museum zu? Cool oder Hot?
Dazwischen – wir sind herzerwärmend.
Wovon gibt es (gefühlt) mehr in Bremen? Fischbrötchenstände oder veganes Streetfood?
Veganes Streetfood.
Was wünschen Sie sich vor dem Museum? Eine Wildblumenwiese oder eine Fahrradreparierstation für die Nachbarschaft?
Ganz klar: beides. Platz genug ist da.
Danke! Jetzt geht es an’s Eingemachte:

Kultur und Klima

Frau Ahrndt, wir freuen uns Sie und Ihr Team am Übersee-Museum Bremen offiziell bei MFF dabei zu haben! Wir sind schon sehr gespannt auf eine spannende gemeinsame Zusammenarbeit. Lassen Sie uns also loslegen.

Nachhaltigkeit und Klimafolgenanpassung – Was verbindet Ihre Institution mit diesen beiden Begriffen?
In unseren Ausstellungen spielen Nachhaltigkeitsthemen immer eine große Rolle. Dabei beleuchten wir auch die Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Mensch. Hinter den Kulissen beschäftigt uns die Klimafolgenanpassung, denn z.B. kommt die Klimaanlage im Depot nicht gegen längere Hitzewellen an.
Welche Rolle spielt globale Klimagerechtigkeit für Ihr Haus als ethnologisches Museum?
In der kommenden Ozeanien-Ausstellung gehört dies zu einer der Kernbotschaften, in der Klimaaktivist:innen aus dem Pazifik mit ihrer Arbeit und ihren Forderungen zu Wort kommen. Sie machen deutlich, dass wir Verantwortung tragen für den steigenden Meeresspiegel im Pazifik und dass es nicht reicht, den Untergang zahlreicher Inseln nur zu bedauern. Sie fordern, dass wir unser Handeln ändern müssen, zeigen aber auch, dass sie selbst vieles im Kampf gegen den Klimawandel tun. Nicht umsonst heißt ihr Slogan „We are not drowning, we are fighting!“
Blick auf Asien (c) Übersee-Museum Bremen, Foto: Matthias Haase
Haben Sie ein kleines (oder großes) nachhaltiges Erfolgserlebnis oder Projekt, von dem Sie uns und den Leser*innen gerne berichten würden?
Wir arbeiten gerade daran, CO2-Emissionen einzusparen. Die Freie Hansestadt Bremen strebt an, dass Beteiligungsgesellschaften und Stiftungen mit gutem Beispiel vorangehen und bis 2032 80% der CO2-Belastungen vermeiden. Das Übersee-Museum hat gerade die Analysephase abgeschlossen und Verbesserungsmaßnahmen definiert. Ca. fünf große, aber auch zahlreiche kleinere Maßnahmen werden jetzt definiert, um dieses Ziel zu erreichen. Mit diesem Programm geht es in die Abstimmung mit beteiligten Ressorts und Drittmittelgebern, um schnellstmöglich das weitere Vorgehen sowie die Finanzierung der Maßnahmen festzulegen. Wir sind voller Optimismus bereit in 2024 erste Schritte auf dem Weg zum Nachhaltigkeitsziel zu beschreiten.
Bei Ihnen steht mit der Neukonzeption der Ozeanien-Ausstellung eine große Veränderung und Neupositionierung an. Wie wichtig sind hier Klima- und Nachhaltigkeitsfragen?
Wir behandeln fünf Themen, darunter die Folgen des Klimawandels, Biodiversität und nachhaltige Ressourcennutzung. Da zu uns Menschen ganz unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Interessen kommen, ist es uns wichtig, unsere Ausstellungsinhalte so aufzubereiten, dass für jede*n etwas dabei ist – wunderbare Originale genauso wie Poesie oder interaktive Stationen. Die Ausstellung soll Lust machen, unseren Teil zum Erhalt der pazifischen Inselwelt zu leisten.
Als Präsidentin des Deutschen Museumsbundes übernehmen Sie über das Übersee-Museum Bremen hinaus Verantwortung. Welchen Stellenwert soll Nachhaltigkeit zukünftig in der deutschen Museenlandschaft haben?
Nachhaltigkeit ist ein auf Dauer angelegter Prozess, der sich als „neues Normal“ in der Museumswelt etablieren muss. Museen haben jetzt die Chance, neue Wege zu finden, wie sie ihre Sammlungen nachhaltig verwalten, Nachhaltigkeitskonzepte entwickeln und umsetzen und die biologische Vielfalt in den Grünflächen erhöhen können, ohne ihre Kernaufgaben zu vernachlässigen. Doch neben Maßnahmen zur Verringerung der Umweltauswirkungen sollten Museen vor allem ihre Position als öffentliche Räume ernst nehmen. Sie können zum Beispiel ihre Sammlungen, Programme und Ausstellungen nutzen, um das Publikum für die Klimakrise zu sensibilisieren und es zu positivem Handeln zu inspirieren und damit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Um die nachhaltige Entwicklung von Museen und Baudenkmälern zu gewährleisten, sollte dem Thema Nachhaltigkeit aber insgesamt ein größerer Stellenwert zugesprochen werden, damit meine ich auch dringend notwendige Änderungen der Planungsgesetze, klimapositive Investitionen oder die verstärkte Einbindung von Umweltverträglichkeit in der Ausbildung und Studiengängen.
Herzlichen Dank für das Interview!

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