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Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg - Ein Museum For Future

Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg - Ein Museum For Future
Im Gespräch mit Saskia Benthack 

Herzlich Willkommen bei Museums For Future Germany! Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist seit August 2022 ein offizielles Museum For Future. Wir haben Saskia Benthack, Leiterin des Projekts „Klimaoasen Oldenburg“, zum Gespräch geladen und freuen uns mehr über das Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg und die Beweggründe sich MFF anzuschließen zu erfahren. Gemeinsam schauen wir auf Vergangenes und blicken gespannt auf Pläne, die nicht nur Zukunftsmusik bleiben sollen.

Einstieg: Kurz und Knackig 
Wir wärmen uns zum Einstieg auf, denn aufgewärmte Interviewpartner:innen sind uns lieber als zu stark aufgewärmte Planeten. Da sind wir uns einig!
Und so geht’s: Wählen Sie spontan einen der beiden angegeben Begriffe als Antwort aus. Hier gibt es keine richtigen und falschen Antworten. Los geht es!

1.Welches Wort trifft eher auf Ihr Museum zu? Cool oder Hot?
SB: Hot! Denn die vielen spannenden Geschichten, die sich in unseren Sammlungen verbergen, geben immer noch enorm viel Aufschluss über aktuelle Themen. Sei es die Klimakrise, das Verschwinden der Moore, aber auch die Verhandlung des Kolonialismus. Und über all dem stehen Fragen nach einer Öffnung des Museums für eine vielfältige Gesellschaft. Wir bleiben nicht stehen!

2.Wovon gibt es (gefühlt) mehr in Oldenburg? Bäume oder Parkplätze?
SB: Es kommt ganz drauf an, wo man hinschaut. Es gibt wunderschöne, grüne Orte in Oldenburg, wie das Eversten Holz oder den Schlossgarten – ganz ohne Autos. Aber natürlich gibt es auch große Parkflächen. Alles in allem finde ich Oldenburg aber sehr grün.

3.Was wünschen Sie sich vor dem Museum? Wilde Beeren zum Naschen oder überdachte Fahrradabstellplätze 
SB: Fahrräder kann man bei uns schon trocken abstellen, von daher hätte ich nichts gegen ein paar leckere Beeren… Die könnten wir in den Hochbeeten züchten, die in unserem Museumshof stehen.


Danke! Jetzt geht es an’s Eingemachte: Kultur und Klima
Saskia, wir freuen uns Sie und Ihr Team am Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg offiziell bei MFF dabei zu haben! Wir sind schon sehr gespannt auf das Gespräch aber auch eine spannende gemeinsame Zusammenarbeit. Lassen Sie uns also loslegen.

1.Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit - Was verbindet Ihre Institution mit diesen beiden Begriffen?
SB: Als Museum sind wir der Nachhaltigkeit verpflichtet. Schließlich ist es auch unsere Aufgabe, Sammlungsgüter für die folgenden Generationen aufzubewahren und zu erhalten. Gleichzeitig haben wir als Ort der Auseinandersetzung, der Bildung und der Interaktion eine besondere Funktion in der Gesellschaft. Die Sensibilisierung für klimabedingte Prozesse, Nachhaltigkeitsstrategien und das Finden von gemeinsamen Lösungswegen aus einer mehr als kritischen Klima-Situation zu unterstützen ist daher außerordentlich wichtig in der heutigen Zeit.
Wir verbinden damit also den Blick in die Zukunft und die Frage, was wir tun können, damit die Menschen in der Zukunft von unseren Handlungen profitieren. Dazu gehört auch, dass wir unsere Lehren aus der Vergangenheit ziehen – auf das Museum, aber auch auf die Umwelt bezogen. Bei uns lernt man zum Beispiel vieles über Moore und ihre natürliche Rolle als CO2-Speicher und Lebensraum. Wenn wir zulassen, dass Moore schrumpfen, zerstören wir das Gleichgewicht der Umwelt. Für zukünftige Generationen wäre das noch schlimmer, als für uns selbst. Zur Gerechtigkeit gehört es also, an die Zukunft zu denken und seinen Bildungsauftrag ernst zu nehmen.



2.Welche Schritte hat das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg konkret schon unternommen, wenn es um das Klima geht?
SB: Ganz konkret haben wir bereits einige Maßnahmen umgesetzt, die unsere Klimabilanz verbessern. Zum Beispiel haben wir komplett auf Recyclingpapier umgestellt. Mit hybriden Veranstaltungen, wie Meetings, und digitalem Datentransfer verringern wir unseren Materialeinsatz. Bei Veranstaltungen mit Catering bieten wir vorwiegend vegetarisches und veganes sowie regionales Essen an. Unsere Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, ein Dienstrad nutzen. Oldenburgs Bürger:innen können bei uns zudem gegen Spende ein Lastenrad ausleihen und sich somit nachhaltig im Stadtraum fortbewegen. Dies hat bestenfalls zur Folge, dass wir alternative Mobilität testweise erfahrbar machen und Sharing-Konzepte gefördert werden. Auf unserer Agenda stehen auch Maßnahmen im Bereich Energie und Wasser. Einige sind schon in der Umsetzung, wie die Umrüstung der Beleuchtung auf energiesparende LEDs und Dämmung der Museumsgebäude, oder geplant, wie eine verstärkte Regenwassernutzung. Außerdem spielen die Themen Klimaschutz oder Artenvielfalt natürlich auch eine große Rolle in unseren Vermittlungsangeboten oder bei Sonderausstellungen. Gerade auch hinsichtlich unserer denkmalgeschützten Landesliegenschaften.


3.Haben Sie ein kleines (oder großes) nachhaltiges Erfolgserlebnis oder Projekt, von dem Sie uns und den Leser:innen gerne berichten würden?
SB: Ja, ein Projekt: Seit Anfang des Jahres sind wir mit den „Klimaoasen Oldenburg“ am Start, das wir gemeinsam mit der Stadt und der Universität Oldenburg durchführen. Im Fokus stehen die denkmalgeschützten Grünflächen das Eversten Holz und der Schlossgarten. Sie sollen, kurz gesagt, durch bauliche Anpassungsmaßnahmen klimafit gemacht werden. Im Fokus stehen hier der Rückhalt von Regenwasser, klimaresiliente Nachbepflanzungskonzepte zur Steigerung von Biodiversität und die Verbesserung der Luftqualität. Letzteres geschieht durch Schutz und Förderung der Bäume, welche einerseits Sauerstoff produzieren und im Gegenzug schädliches CO2 in ihrer Biomasse binden. In dem Prozess spielen aber auch nicht-bauliche Maßnahmen eine Rolle: Eine Bürger:innen-Beteiligung mit vielen Workshops zum Thema Klima ist bereits gestartet, die Universität hat mit einer umfassenden Begleitforschung begonnen. Es sind Hands-On-Stationen geplant, die die komplexen Themen wie Klimaschutz oder ökologische Vielfalt im Nachgang in den Außenanlagen erläutern sollen. Das Projekt wird bis Ende 2024 laufen und soll nicht nur Oldenburg etwas bringen, sondern auch als Positivbeispiel andere Städte inspirieren. Wir haben am Ende idealerweise beide Anlagen zu klimareslienten Orten entwickelt und gleichzeitig Berührungsängste mit dem Thema Klimaschutz abgebaut. Aus diesem Prozess werden sowohl neue Erkenntnisse als auch Reflexion über Beteiligungsimpulse innerhalb einer Gesellschaft entstehen, welche wir in einer anschließenden Wanderausstellung verarbeiten und publik machen werden.


4.Die Stadt Oldenburg beschäftigt sich stark mit dem Thema Ernährung und Klimaschutz (Glasgow-Erklärung). Hat oder wird auch im Museum was dazu beigetragen?
SB: Als Museum haben wir ja auch die Aufgabe, gesammeltes Wissen zu vermitteln. Wir nutzen, in den Vermittlungsangeboten aber auch in unserer Öffentlichkeitsarbeit, immer wieder besondere Tage, um aufmerksam zu machen auf die vielen Themen, die uns auch im Alltag betreffen. Ernährung, die nachhaltig ist, gehört natürlich auch dazu. Schon in unserer Dauerausstellung wird thematisiert, wie viel mehr Nutzvieh in der Region im Laufe der Zeit auf einen Menschen kommt und welche Folgen das hat. Wenn wir eine Veranstaltung mit Catering haben, setzen wir auf regionale Bio-Lebensmittel und bieten neben vegetarischem Catering auch so oft es geht vegane Alternativen an. Unser Museums-Kaffee ist zum Beispiel fair und bio – und lecker! Es sind kleine Maßnahmen, die am Ende aber viel ausmachen. Zudem unterstützen wir regionale Anbieter:innen, welche nachhaltige Konzepte anbieten und versuchen Start-Ups in diesem Bereich zu fördern.


5.Das Landesmuseum steht bereits mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und der For-Future-Bewegung im Austausch. Was denken Sie, können wir gemeinsam als Museums for Future erreichen?
SB: Wir freuen uns sehr über den Austausch, den wir immer wieder mit den Oldenburger Akteur:innen der For-Future-Bewegung haben. Mit den Parents for Future haben wir zum Beispiel im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow 2021 eine kleine Ausstellung mit Illustrationen zum Thema „Unsere Mutter Erde“ gezeigt. Das kam sehr spontan, hat sich aber gelohnt, denn die Bilder haben viele Besuchende bewegt. Das ist genau das, was wir tun können als Museum: Unsere Reichweite nutzen, eine Plattform bieten, unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und so vielleicht auch Menschen erreichen, die zwar ins Museum kommen, aber sich vielleicht nicht so sehr mit Klimaschutz auseinandersetzen. Wir verfolgen alle dasselbe Ziel: einen bewohnbaren Planeten behalten! Deswegen ist es wichtig, dass wir gemeinsam auftreten und unser Wissen teilen. 

Herzlichen Dank an Saskia und das gesamte Team vom Landesmuseum Natur und Mensch für diese spannenden Einblicke, die hoffentlich viele Kolleg:innen inspirieren ebenfalls aktiv zu werden oder die nächste Schritte zu machen.
Wir freuen uns schon jetzt auf die Zusammenarbeit bei MFF.

Bleiben Sie auf dem Laufenden zum Landesmuseum Natur und Mensch:
www.naturundmensch.de / Instagram: @natur_und_mensch / facebook: @naturundmensch
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