Im Gespräch mit Annika Brieber (Klimahaus-Meteorologin, Ausstellungs- und Programmentwicklung)
Einstieg: Kurz und Knackig
“Föhn braucht hier keiner - da spart man gleich was an Energiekosten”
"Das Beet! Eine grüne Oase mitten in der Stadt, mit Essen, Trinken und Kultur im Freien… Perfekt für lange nordische Sommerabende."
"Segelboot-Sharing"
Danke! Jetzt geht es an’s Eingemachte: Kultur und Klima
"Im Klimahaus geht es auf eine Reise rund um die Erde. Die Ausstellung zeigt einerseits, wie schön, vielfältig und bewahrenswert unser Planet ist – also warum sich Nachhaltigkeit überhaupt “lohnt”. Zum anderen erfährt man auf der Reise entlang des alles verbindenden Längengrads 8°Ost, wie alles mit allem zusammenhängt. Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen machen nicht an Ländergrenzen halt. So tragen die schmelzenden Arktis-Gletscher zum Meeresspiegelanstieg rund um Samoa bei, und die Menschen, die heute schon existentiell von Klimawandelfolgen betroffen sind, haben am wenigsten zu dessen Ursachen beigetragen. Wir als Klimahaus stehen bis heute mit den in unserer Ausstellung portraitierten Familien in Kontakt, durch ihre Lebensgeschichten werden abstrakte Konzepte wie Klima(un)gerechtigkeit plötzlich sehr greifbar."
"September 2020 haben wir bei uns im Klimahaus die internationale Fachtagung „How to…? Vom Klimawissen zum Klimahandeln“ veranstaltet. Dabei kamen “Klimahäuser” und Museen aus der ganzen Welt – wenn auch aufgrund der Corona-Pandemie teils nur virtuell – in Bremerhaven zusammen, um sich über ihre Erfahrungen in der Darstellung und Kommunikation von Klimathemen auszutauschen. Als Ergebnis aus den Diskussionen entstand am Ende die "Bremerhavener Erklärung zur Rolle der Museen bei der Bewältigung der Klimakrise". Die Erklärung wurde unter anderem von Mitgliedern der ICOM Working Group on Sustainability mitverfasst und wird dadurch auch von der ICOM unterstützt. Sie soll einerseits Museen aus allen Bereichen motivieren, sich mit der Klimakrise auseinanderzusetzen. Zum anderen ist sie ein Aufruf an politische Akteure, Museen bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen."
"Die Legende besagt, dass die Idee zum Klimahaus während eines Deichspaziergangs entstanden ist. Gar nicht so abwegig, denn auf dem Bremerhavener Deich ist man – egal bei welchem Wetter – den Elementen schutzlos ausgeliefert und bekommt ein Gefühl für die Macht und Faszination der Naturgewalten. Die in der Vergangenheit durch wirtschaftliche Krisen gebeutelte Stadt Bremerhaven erfand sich in den 2000er Jahren mit der Planung der “Havenwelten” neu. Mit dem Bau des Klimahauses bewiesen die Macher*innen den Weitblick, eine Attraktion zu schaffen, deren Mehrwert über die touristische Anziehungskraft hinaus auch in der Vermittlung eines zukunftsweisenden Themas lag, dessen Relevanz seit der Eröffnung 2009 immer weiter gewachsen ist."
"Während der Corona-Pandemie haben wir unser Gastronomie-Konzept komplett umgestellt. Zwar wurde in unserem gastronomischen Angebot auch schon vorher auf Nachhaltigkeit geachtet, doch seit zwei Jahren wird bei uns nur noch vegetarisch und vegan gekocht (einziges Zugeständnis an den maritimen Standort: ab und zu kommen auch Fisch und Meeresfrüchte auf den Teller). Vorherige Bedenken, dass wir damit einen Großteil unserer 400.000 Besuchenden pro Jahr verschrecken und die Gastronomie-Umsätze einbrechen würden, haben sich nicht bewahrheitet. Das liegt unter anderem auch an unserer leckeren veganen Currywurst, den veganen Nuggets und den hervorragenden Pommes (ohne Palmfett). Auch bei Veranstaltungen wie Firmenevents im Haus kommt das vegetarische Buffet super an. Ich selbst bin eigentlich keine Vegetarierin, aber ernähre mich jetzt in der Mittagspause in unserem Restaurant ganz automatisch klimafreundlich. Und so geht es vielen anderen hier auch."
"Die meisten Menschen sind ja prinzipiell offen für Klimaschutz, nur ist ihnen das Thema bisher zu abstrakt, zu weit weg oder zu “grün”. Museen und Ausstellungshäuser haben den großen Vorteil, dass sie nicht nur Menschen aus der “for-Future-”Bubble ansprechen. In unserem Fall kommen z.B. viele Nordsee-Tourist*innen, die ihren Cuxhaven-Urlaub mit einem Besuch im Klimahaus verbinden, aber auch jede Menge Schulklassen. Sie wollen bei uns eine Abenteuer-Reise um die Welt machen, sie freuen sich auf das Bibbern in der Antarktis, kommen in der Wüste ins Schwitzen, hören, wie “normale” Menschen und Familien von ihrem Leben und Klimawandelauswirkungen weltweit berichten – und sind hinterher ein wenig aufgeschlossener gegenüber Klimaschutz und politischen Entscheidungen zur Eindämmung der Klimakrise. Das ist zumindest unsere Hoffnung."