MFF Germany

Schlossmuseum Jever unterstützt Museums For Future Germany

Schlossmuseum Jever unterstützt Museums For Future Germany

Im Gespräch mit Andreas Folkers (Projektleiter “Schlosspark Jever im Klimawandel”)


Wir freuen uns, das Schlossmuseum Jever als neues Mitglied bei Museums For Future Germany zu begrüßen, herzlich willkommen! Wir haben Andreas Folkers zum Gespräch eingeladen und möchten mehr über das historische Schlossgebäude und den angrenzenden Schlosspark erfahren und die Beweggründe, sich MFF anzuschließen.

Einstieg: Kurz und Knackig
Welcher Begriff trifft eher auf den Schlosspark zu: cool oder hot bzw. nass/kalt oder trocken?
"Cooler Park mit einigen nassen und trockenen Hot Spots."
Wovon gibt es mehr in Jever: Sonne oder Regen?
"Auch wenn sich viele über das Schmuddelwetter an der Küste beschweren - ich denke, es gibt mehr Sonne."
Was wünschen Sie sich für die Mitarbeiter*innen und Besucher*innen: E-Bike-Sharing oder Segelboot-Sharing?
Ein Segelboot-Sharing würde sicherlich mehr Spaß machen, das ist aber auf unserer Schlossgraft nicht sehr praktikabel. Von daher (E-)Bike-Sharing.
Sie sind von Ihrem Arbeitsplatz schneller in Dänemark als in Berlin. Gibt es etwas, was wir uns von den Dänen abschauen können?
"Zumindest mit einem Segelboot 😉 Die Dänen glänzen mit Unbeschwertheit und Innovation."
Danke! Jetzt geht es an’s Eingemachte: Kultur und Klima

Herr Folkers, wir freuen uns mehr über Ihre Arbeit und die Ihrer Kolleg*innen zu erfahren! Lassen Sie uns also loslegen
Nachhaltigkeit und Klimafolgenanpassung - Was verbinden Sie mit Ihrer Arbeit im Schlosspark Jever mit diesen beiden Begriffen?
"Die beiden Begriffe ergänzen sich gut. Wir sind natürlich stark darauf aus, in der Klimafolgeanpassungsstrategie den Schlosspark so nachhaltig wie möglich zu „bewirtschaften“. Es bedarf hier vielleicht einer kurzen Erläuterung, dass es sich bei dem Schlosspark in Jever um eine modellierte Grünfläche handelt, die um 1830, also vor etwa 200 Jahren, nach weltlichem Vorbild künstlich geschaffen wurde. Vor der Anlegung dieses Parks standen hier auf ebener Fläche Wirtschaftsgebäude, Gefängnisse, Ställe usw., die Ensemble der Unterburg der ehemaligen Festung waren. Teilweise stehen auch noch Bäume aus jener Zeit im Park. Die Gefahr des Klimawandels mit seinen wärmer werdenden Sommern, Starkregenereignissen und stärker wütenden Stürmen ist, dass die für den Park, das Schloss und nicht zuletzt für die Stadt Jever so wichtigen alten Bäume zugrunde gehen. Der Schlosspark in Jever ist für die meisten Einwohner*innen und Besucher*innen Identität und Erinnerung zugleich. Was viele leider noch nicht verstehen, ist, dass eben durch diese Anpassungsmaßnahmen eine Nachhaltigkeit generiert werden soll."
Bei einem historischen Schlossgebäude lohnt sich der Blick in die Vergangenheit. Wie wurde das Gebäude früher beheizt und belüftet und was können wir heute daraus ableiten?
"Über viele Jahrhunderte war das Schloss nur in wenigen Räumen beheizbar und dies geschah auch nicht durchgehend. Die Festsäle wurden nur zu besonderen Anlässen mit Kaminen erwärmt. Die Kemenaten und Stuben mit Öfen. Hier in Friesland war Holz als Brennmaterial viel zu wertvoll – man nutzte überwiegend Torf als Heizmittel. Dies wäre für uns heute natürlich keine Alternative – dann schon eher der Gedanke, die Nutzung der Jahreszeit entsprechend anzupassen und die kostbare Wärme auf nur wenige Räume zu beschränken."
Haben Sie ein kleines (oder großes) nachhaltiges Erfolgserlebnis oder ein Projekt, von dem Sie uns und den Leser*innen gerne berichten würden?
"Ein Schloss und sein angrenzender Park bieten immer wieder Raum für Entdeckungen und somit gibt es immer wieder kleine und natürlich auch große nachhaltige Erfolgserlebnisse. Beispielsweise wurden vor kurzem geomagnetische Messungen im Schlosspark durchgeführt mit dem Ziel Strukturen im Untergrund zu erfassen und zu dokumentieren, um im Nachgang Bereiche festzulegen, die für eine Neupflanzung von Bäumen oder Sträuchern nicht sinnvoll sind. Mit dem Wissen, dass der Schlosspark zu Beginn des 19. Jh. auf der abgetragenen Unterburg modelliert wurde, war uns bewusst, dass eventuell einige Bereiche durch undefinierbare Anomalien im Messbild zu sehen sein werden. Was jedoch zum Vorschein kam, waren tatsächlich gut erkennbare Grundrisse der alten Baustruktur. Dieses Wissen über die Lage ehemaliger Bebauung ist insofern nützlich, dass man gezielt Bereiche einer neuen Bepflanzung auslassen kann. Und unter Umständen können wir diese Strukturen für ein optimiertes Wassermanagement im Sinne einer unterirdischen Wasserspeicherung umnutzen. Aber nicht jede neue Erkenntnis wird aus neutralen bis positiven Maßnahmen gezogen. Manchmal werden Prozesse erst dann bewusst, wenn negative Ereignisse stattfinden. So bspw. vergangenen Sommer. Die lang anhaltende Hitzephase führte zu einem stetig sinkenden Wasserstand der Schlossgraft. Durch das geringere Wasservolumen und dennoch gleichbleibendem biologischen Eintrag ins Wasser konnten sich Toxine in einer gewissen Wassertiefe ausbreiten, die nun durch gründelnde Enten erreichbar waren. Dies hatte zur Folge, dass innerhalb kürzester Zeit ein gravierendes Entensterben auftrat. Ein solches Ereignis zeigt uns nochmal deutlich, mit welch einem gravierenden Umweltprozess wir zu tun haben."
Um Projekte der Nachhaltigkeit und Transformation durchzuführen, braucht es Verbündete. Mit welchen Vereinen, Initiativen, Projekten oder Firmen kooperieren Sie und was können Sie uns über die Zusammenarbeit berichten?
"Kooperationen sind für uns essentiell und die Liste an „Verbündeten“ wächst kontinuierlich. Dabei haben wir uns aus den verschiedensten Fachrichtung Fachleute an Bord geholt, um unser Klimaanpassungsprojekt bestmöglich umzusetzen. Die Liste beginnt bei A wie Archäologie und endet bei Z wie Zoologie. Das Spektrum dazwischen ist sehr breit aufgestellt (bspw. Vermessung, Wassermanagement, Monitoring, u.v.m.). Als konkrete Projektpartner kann man die Uni Oldenburg, die Jade Hochschule sowie das NIhK aus Wilhelmshaven nennen. Was man auch nicht außer Acht lassen darf, sind Bürger*innen, Besucher*innen und Interessierte, die uns immer wieder mit ihren persönlichen Erfahrungen wissen lassen, warum es so wichtig ist, dass wir dieses Projekt haben. Dabei spielt die Öffentlichkeitsarbeit ebenso eine große Rolle. Somit lassen sich Presse und Social Media quasi auch als Verbündete betrachten. Darüber hinaus ist der Austausch mit anderen Projekten ein wesentlicher Teil unserer Arbeit. In den letzten Monaten konnten wir ein regionales Netzwerk mit regelmäßig stattfindenden Besprechungen aufbauen, was sehr bereichernd ist."







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