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#15 Gemeinsam im Einsatz für eine klimagerechte und nachhaltigere Kunstpraxis

#15 Gemeinsam im Einsatz für eine klimagerechte und nachhaltigere Kunstpraxis

An der Universität der Künste Berlin engagieren sich Studierende, Lehrende und Mitarbeitende gemeinsam für Klimaschutz. Bei einer solch großen Institution mit 4.000 Studierenden, 200 Professuren, 250 künstlerisch und wissenschaftlich Angestellten, 300 sonstigen Mitarbeiter:innen sowie einer Gebäudefläche von insgesamt ca. 96.000m² hat der aktive Einsatz für das Klima eine große Wirkung. Wir haben mit dem Klimaschutzmanager der UdK, Sebastian Plaga, gesprochen. Wir sind begeistert und hoffen, die vielen spannenden Eindrücke werden etliche Museumkolleg:innen inspirieren, an dieses Engagement anzuknüpfen.

Die UdK Berlin hat sich vorgenommen, eine klimagerechte und nachhaltige Hochschule zu werden. Den Start für die intensive Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema lieferte, wie so oft, die Fridays for Future-Bewegung. Inspiriert von den Protesten, gründeten Studierende 2019 die „Klasse Klima“[1], um sich auch über das Studium hinaus mit dem Thema Klimakrise zu beschäftigen. Gleich darauf formierte sich auch die Gruppe UdK for Future und der Allgemeine Studierenden Ausschuss AStA führte ein Referat für Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit ein. Der damals frisch berufene Präsident Norbert Palz war begeistert vom Engagement der Studierenden, die ihm zum Antritt seiner Amtszeit im Februar 2020 13 ausformulierte „detaillierte klimapolitische Forderungen“ übergaben. Daraufhin rief die Hochschule am 4. November 2020 rief die Hochschule den Klimanotstand aus und erkannte den Klimawandel als existenzbedrohende Krise an. In einer von Mitarbeitenden und Studierenden erarbeiteten Klimacharta veröffentlichte die Hochschule weitreichende Ziele, wie die Regel, dass Kooperationen und Verträge nur eingegangen werden können, wenn sie klimaverträglich bzw. -gerecht sind, oder die Überlegung, virtuelle Formate Studien- und Dienstreisen vorzuziehen. Wichtiger Aspekt der Charta ist auch die Emissionsreduktion im Gebäudebereich, die einen maßgeblichen Anteil auf dem Weg zur Klimaneutralität ausmacht. 
Hier ein Zitat aus der Klimacharta: „Die Mitglieder der UdK Berlin sollen vor jeder Beschaffung die Notwendigkeit sowie sinnvolle ressourcenschonende Alternativen klären. Wenn eine Neuanschaffung unumgänglich ist, sollten alle UdK-Mitglieder recycelte und/oder recycelbare Materialien nutzen und auf ihre Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz achten, um einen sparsamen Ressourcenverbrauch zu gewährleisten. Mit konsequenter Mülltrennung können alle UdK- Mitglieder für den bestmöglichen Recyclingweg sorgen. Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien strebt die UdK Berlin nachhaltige und lokale Lösungen an, um digitale und klimaschonende Arbeitsprozesse zu ermöglichen.“[2]

Das Engagement an der Hochschule ist so vielfältig wie ihre Belegschaft. Die Initiative HofGrün [3] des Studiengangs Design gestaltet beispielsweise einen kleinen Ort Stadtnatur auf dem Campus neu, um gemeinsam zu erfahren, wie man lokale Lebensmittel anbaut und verwendet. Ihnen geht es darum, einen Ort der Entspannung und Entschleunigung sowie Lebensraum für verschiedene Vögel und Insekten zu schaffen.

Seit Ende Dezember 2021 ist die UdK auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e.V. (DG HochN) [4]. Die DG HochN bietet Hochschulen, die sich für eine nachhaltige(re) Entwicklung ihrer Hochschule in Forschung, Lehre und Betrieb engagieren, eine Plattform und trägt zum Austausch zwischen sowie zur Vernetzung mit den Akteur*innen bei. Alle interessierten und engagierten Mitglieder der UdK Berlin können kostenfrei der Gesellschaft als Einzelperson beitreten und sich vernetzen sowie an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen.


Daneben beteiligt sich die UdK Berlin am Climate Change Center Berlin Brandenburg [5], einem transdisziplinären Zentrum für Forschung und Wissenstransfer zur Umsetzung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Gemeinsam mit der TU Berlin, FU Berlin, Charité, Universität Potsdam und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung arbeitet die UdK Berlin seit 2020 im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative an Klimalösungen für die Region Berlin-Brandenburg in den vier großen Kompetenzfeldern Gesellschaft, Technologie, Natur sowie Stadt und Land.

All dieses Engagement und die unterschiedlichen Initiativen stoßen bei Sebastian Plaga, dem Klimaschutzmanager der UdK auf offene Ohren. Aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative [6] konnte die Stelle eines Klimaschutzmanagers an der UdK ausgeschrieben werden und erfolgreich durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert werden. Seit November 2021 wird diese Stelle von Sebastian Plaga besetzt. Der studierte Bauingenieur hat sich auf energieeffizientes Bauen und Sanieren spezialisiert, wobei ihn vor allem der ökologische Einfluss von Baustoffen interessiert.
Als Plaga an die Hochschule in Berlin kam, gab es bereits
verschiedene Bestrebungen von Lehrenden und Studierenden rund um das Thema Nachhaltigkeit. Um die Vorhaben voranzutreiben, zu bündeln und die Hochschule bis spätestens 2045 klimaneutral zu machen, erstellt er nun ein integriertes Klimaschutzkonzept. Neben der Energie- und Treibhausgasbilanz umfasst das Konzept unter anderem die Potenzialanalyse und Szenarienentwicklung sowie einen Katalog mit konkreten Klimaschutz-Maßnahmen für alle relevanten Handlungsfelder. Ferner sollen Kommunikations-, Controlling- und Verstetigungsstrategien entwickelt werden, wodurch der Klimaschutz an der Universität dauerhaft verankert und umgesetzt werden soll.

Inhalte für das Klimaschutzkonzept und konkrete Maßnahmenvorschläge zum Klimaschutz hat Sebastian Plaga viele. Die Gebäude müssen durch umfassende Sanierungsmaßnahmen wie der energetischen Sanierung der Gebäudehülle, der Optimierung der Anlagentechnik und der Umrüstung auf sparsame LED-Lichttechnik energetisch ertüchtigt werden. Darüber hinaus bieten die Dächer der UdK-Gebäude große ungenutzte Flächen, die mit Photovoltaik-Anlagen versehen werden können. Eine besondere Herausforderung stellt der Denkmalschutz dar, da zwölf der 13 UdK-verwalteten Gebäude denkmalschutzrechtlichen Vorgaben unterliegen und Sanierungsmaßnahmen damit in den meisten Fällen nicht ohne wesentliche Einschränkungen umsetzbar sind.

Maßnahmen zur Klimaanpassung sind ebenfalls Teil des Klimaschutzkonzepts. Der Großraum Berlin-Brandenburg gehört zu den wärmsten und trockensten Regionen in Deutschland. Die Auswirkungen des Klimawandels sind an der UdK Berlin bereits jetzt deutlich zu spüren, z. B. anhand der Überhitzung einiger Räume und Gebäudeteile bei hohen Temperaturen im Sommer oder durch vertrocknete Vegetation. Trinkwasserspender, vereinzelte Klimaanlagen und Verschattungen an den Fenstern sowie eine Dienstvereinbarung, die Maßnahmen bei hohen Temperaturen regelt, gibt es schon. Ein flächendeckendes Raumklima-Monitoring, weitere gezielte bauliche und anlagentechnische Maßnahmen sowie eine klimaangepasste Vegetation sollen noch folgen.

Wichtiger Bestandteil des Klimaschutzkonzepts ist auch die Integration des Themas Klimaschutz in die Lehre. Um die Freiheit der künstlerischen Lehre nicht zu gefährden, soll hier auf gezielte Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung bei Lehrenden gesetzt werden. Mithilfe eines (naturwissenschaftlichen) Basiswissens sollen Studierende im Studium von den Lehrkräften sensibilisiert und auf die Konsequenzen ihres Handelns aufmerksam gemacht werden können.

Zudem benötigen die meisten Standorte individuelle Müllkonzepte, damit eine fachgerechte Mülltrennung und -entsorgung möglich ist. Ergänzend soll eine Tauschbörse, die Teil einer langfristigen Müllvermeidungsstrategie sein könnte, ausgedienten Materialien, (Bau-) Stoffen sowie Büromöbeln und IT-Geräten die Chance auf ein „zweites Leben“ bieten. Daneben stellt die Digitalisierung von Prozessen und Verwaltung und Lehre ein großes Potenzial an der UdK Berlin dar, das mithilfe einer separaten Digitalisierungsstrategie ausgeschöpft werden soll. Auch das Beschaffungswesen und die Vergabe von Dienstleistungen sollen nachhaltiger und klimafreundlicher werden.

Weitere Themen werden von Studierenden an ihn herangetragen, wie beispielsweise der Verzicht auf Rasensprenger oder der Ausbau von Fahrradstellplätzen. Das Thema Mobilität ist ein wichtiges, wie Plaga findet. An den Standorten der UdK Berlin soll die Fahrrad-Infrastruktur massiv ausgebaut werden, was aufgrund der beengten Platzverhältnisse eine große Herausforderung darstellt. Studien- und Dienstreisen sollen möglichst vermieden oder – wenn nicht anders möglich – auf dem klimafreundlichsten Weg durchgeführt werden. Das betrifft ebenso Reisen von Bewerber*innen, die im Rahmen von Eignungsprüfungen mindestens einmal zu den Räumlichkeiten der UdK reisen müssen. Man merkt, die Hochschule beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Mobilität. Lastenräder zum Leihen gibt es schon. Bei zehn verschiedenen Standorten innerhalb der Stadt, der An- und Abreise der Studierenden und Mitarbeitenden sowie zahlreichen Dienstreisen und Exkursionen, hat das Thema einen großen Umfang und verursacht viel CO2. Doch es ist Besserung in Sicht. So gibt es z.B. eine Selbstverpflichtungserklärung zum Verzicht auf Flüge unter 1000 km [7], die sowohl von Lehrenden als auch Studierenden unterschrieben wurde. Denn nur gemeinsam kann das Ziel von einer klimagerechten Hochschule erreicht werden.

Hanna Belz

Quellen:
[1]https://www.udk-berlin.de/universitaet/klimagerechtigkeit-und-nachhaltigkeit/udklima/klasse-klima/
[2]https://www.udk-berlin.de/fileadmin/2_dezentral/UdK_Klima/Klimacharta_fuer_die_UdK_Berlin_DE_ENG.pdf
[3]https://design.udk-berlin.de/2014 /12/hofgruen/
[4]https://www.dg-hochn.de
[5]https://www.climate-change.center
[6]https://www.klimaschutz.de/de
[7]https://www.udk-berlin.de/universitaet/selbstverpflichtung-der-udk-berlin/



Bei Anmerkungen oder zum Austausch, wenden Sie sich gerne an
@museumsforfuture.org
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